Mitteilungen der Uhrenstube 2013

Kurz nach der letzten Aktualisierung dieser Homepage im Oktober 2013 wurde die Uhrenstube von einem großen Unheil heimgesucht. In der Nacht zum 26. Oktober stand das alte, mit Stroh gedeckte Bauernhaus, Aschau Nr. 49 in Vollbrand. Der gesamte Dachstuhl, die Tenne und die feinmechanische Werkstätte wurden zur Gänze vernichtet.

Zunächst jedoch einmal die guten Nachrichten. Zwei Wochen vor dem katastrophalen Brand fand ein kleiner Festakt zum zehnjährigen Bestand der Uhrenstube statt, bei der bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, aus dem Freundeskreis der Uhrenstube und auch der Ortsbevölkerung kamen. Über die Uhrenstube erschienen zwei größere Beiträge, einmal im Bulletin der Chronometrophilia, der Schweizer Gesellschaft für Chronometrie und auch im Jahrbuch der DGC, der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie. Bei den beiden Antikuhrenmessen im Schwarzwald konnte ich zwei außergewöhnlich interessante Uhrwerke
erwerben, eine kleine Hausuhr aus dem 17. Jahrhundert, die zur Gänze aus Holz gefertigt ist und eine kleine gotische Turmuhr, die um 1500 in Oberösterreich entstand. Eine schöne Bestätigung meines Engagements war die Verleihung des Ehrenzeichens des Landes Burgenland für Verdienste um meine Museumsarbeit im September 2012 durch den Landeshauptmann des Burgenlandes. Und 2014 erhielt ich den Kulturpreis des Landes Burgenland, die höchste Auszeichnung im Kulturbereich des Burgenlandes, die ebenfalls vom Landeshauptmann verliehen wird.

In der Nacht zum 26. Oktober stand das alte, mit Stroh gedeckte Bauernhaus, Aschau Nr. 49 in Vollbrand. Der gesamte Dachstuhl, die Tenne und die Feinmechanik sind zur Gänze vernichtet. Mehrere barocke Wanduhren, eine Holzräderuhr und vier Turmuhren wurden ein
Raub der Flammen. Darunter eine kleine gotische Turmuhr aus der Zeit um 1470. Auch Maschinen und Werkzeuge in der Feinmechanik, antikes Uhrenzubehör, Kleinteile, Messing, Eisenbleche und -profile sind großteils nicht mehr verwendbar. Ich selbst schlief im Haus und wurde erst durch die Feuerwehrsirene geweckt. Zum Glück überstand nicht nur ich diesen Brand unversehrt, sondern auch die historischen Räume des Wohntraktes, das Museum und das Schaudepot im Feldkasten waren von dem Brand nicht betroffen.

Nun aber ausführlicher zur Uhrenstube Aschau und den Ereignissen des vergangenen Jahres.

Festakt zum zehnjährigen Bestand der Uhrenstube Aschau

Am 12. September 2003 wurde die Uhrenstube Aschau als Museum für Turmuhren und Bratenwender vom Kultur- und Finanzlandesrat der Burgenländischen Landesregierung, Herrn Helmut Bieler eröffnet.

Ing. Wolfgang Komzak, Mag. Peter Adam, VizeBgmstr. Ingrid Ulreich,
LR Helmut Bieler, LR Mag.ͣ Michaela Resetar, Prof. Gerhard Kisser (Foto: Marlene Kindler)

Zehn Jahre später, am 12. Oktober 2013 fand ein kleiner Festakt zum zehnjährigen Jubiläum der Uhrenstube Aschau statt. Auch diesmal hielt Herr Landesrat Helmut Bieler die Festansprache, der Landeskonservator des Burgenlandes, Herr Mag. Peter Adam, unterstrich mit seinen Worten die Bedeutung der Idealisten im Land, die abseits des offiziellen Kulturbetriebes unter Einsatz aller persönlichen Ressourcen, zur Bewahrung der vielen kleinen, doch mehr oder weniger bedeutenden Kulturgüter des Landes beitragen. Und Frau Landesrat Mag.ͣ  Michaela Resetar (Bildung und Tourismus) unterstrich die Bedeutung solcher Museen nicht nur als Bildungsfaktor, sondern auch als sehenswerte Kulturgüter zur Belebung der Tourismuslandschaft des Landes.

In diesen zehn Jahren hat das kleine Museum mit anfänglich 18 Turmuhren nicht nur im Sammlungsbestand – er ist auf heute 64 Turmuhren gewachsen international an Bekanntheit und Reputation gewonnen. Nach einer kurzen Bilanz der Museumsarbeit, der Sammlungs- und Restaurierungstätigkeit, Forschungsarbeit und Publikation, Öffentlichkeitsarbeit als auch der Vernetzung mit Fachleuten ersten Ranges verschiedener Institutionen in Europa während der vergangenen zehn Jahre gab es eine Führung durch das Haus, das Museum und die Restaurierungswerkstätten.

Vollbrand des Bauernhauses Aschau 49 – Wiederaufbau

Das Bauernhaus Aschau 49 in Vollbrand

In der Nacht zum 26. Oktober, dem Tag der offenen Tür der Museen, um 3:00 Uhr morgens, stand das mit Stroh gedeckte Bauernhaus, der Sitz des Vereines der Freunde der Uhrenstube Aschau in Vollbrand. Ich schlief in dieser Nacht im Atelier des Hauses, geweckt wurde ich durch die Feuerwehrsirene. An eine Flucht aus dem Haus war nicht mehr zu denken. Die Hitze des Flammeninfernos, von dem das Haus umgeben war, wäre mein Tod gewesen. Nach etwa einer Stunde konnte ich von der Feuerwehr und Rettung aus dem Haus geholt werden.

Im Licht der Scheinwerfer der Feuerwehr und auch der Feuernester konnte ich mir ein erstes Bild des Schadens machen. Der Dachstuhl, die Tenne und die feinmechanische Werkstätte waren restlos zerstört. Fenster und Türen waren zwar teilweise angebrannt, doch waren die Glasscheiben der Fenster großteils nur gesprungen, oder aus dem Rahmen gefallen, aber sie konnten das Eindringen des Feuers in das Haus verhindern. Das hat sich auch bei Tageslicht bestätigt. So sind die historischen Räume des Hauses und auch das Atelier fast unversehrt erhalten geblieben.

Zur Gänze vernichtet sind die Feinmechanik und der Raum davor. Drehbänke, Fräsmaschine, meine Spezialgeräte, Werkzeuge und  Maschinenzubehör, Eisen- und Messingmaterial, Uhrenkleinteile in Schubfachkästen geordnet, Uhrfedern und -ketten  und die ganzen sonstigen Kleinteile, die sich im Lauf von Jahrzehnte angesammelt haben. Mehrere Uhren, darunter zwei Barockwanduhren und Reparaturaufträge, sind ausgeglüht, die Messingräder geschmolzen. Ausgeglüht und verzogen sind auch vier Turmuhren, darunter die kleine Turmuhr aus Steyr in O.Ö. aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, der vermutlich ältesten Turmuhr Österreichs.

Bauzustand Ende April –
4 Wochen nach Baubeginn

Nach  den  ersten  Sicherungsmaßnahmen  gegen die  Witterung  stand  der Wiederaufbau des Hauses im Vordergrund. Meine erste Sorge war die Neudeckung des Daches – denn eine so große Menge an Dachstroh – 18 Tonnen Roggenstroh, ist nicht so schnell zu beschaffen. Doch konnte ich, auch nach einem Hinweis des Bundesdenkmalamtes eine holländische Firma finden, die auf die Sanierung historischer Bauten und Objekte in Freilichtmuseen in ganz Europa spezialisiert ist. Diese Firma konnte auch die riesige Menge an Dachstroh besorgen, das mit einem brandhemmenden Mittel imprägniert wurde.

Nach größeren Schwierigkeiten mit der Versicherung konnte ich erst Ende März mit dem Wiederaufbau beginnen. Hier erwies sich die Vermittlung von Frau KR Dr. Elisabeth Schörg als echter Segen, da sie mit Hinweis auf grobe Fehlbewertungen der Vertragsbestandteile erreichen konnte, daß zumindest die Grundstrukturen des Wiederaufbaues gesichert waren. So konnte ich Anfang April mit dem Wiederaufbau beginnen.

Eine erste spontane Hilfe kam vom Arbeitskreis Turmuhren der DGC. Viele Freunde und Förderer aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Österreich sprachen mir nicht nur Mut zu und versprachen ihre Hilfe beim Wiederaufbau. So konnte ich einen guten Teil der Einrichtung und Ausstattung der feinmechanischen Werkstätte, verschiedenes Werkzeug, die  Drehbank und Fräsmaschine wieder beschaffen.

Große Probleme entstanden durch Sturm und Regen im Mai. Infolge dem von der Versicherung verzögerten Baubeginn – fast ein halbes Jahr, entstanden an der Witterungssicherung immer mehr undichte Stellen, die nur notdürftig repariert werden konnten. Die katastrophalen Stürme und Regenfälle Mitte Mai rissen weitere Löcher in die Planen (meistens in der Nacht) und verursachten so auch im Inneren des Hauses Schäden.

Bauzustand Ende Juni

Bereits Ende August wurden die Bau- und Restaurierungsarbeiten weitgehend fertig gestellt. Im Oktober waren auch die Gartenarbeiten im Hof und vor dem Haus abgeschlossen. Trotz der umfangreichen Aufbauarbeiten konnte ich während der ganzen Zeit den Museumsbetrieb aufrecht erhalten. Für dieses Jahr möchte ich die Arbeiten am Haus beenden und dringend notwendige Konservierungsmaßnahmen an verschiedenen Turmuhren vornehmen. Auch möchte ich mit der Reinigung der im vergangenen Jahr stark verwahrlosten Uhren beginnen.

Einen ganz großen Dank möchte ich jetzt an die Helfer und die Hilfsangebote der Freunde der Uhrenstube richten. Ich bin berührt über die spontane Hilfe, die mir in meiner ersten Not weiter half. Sie bedeutet für mich vor allem auch seelische Unterstützung, das Wissen in dieser Not nicht allein zu sein. Sie ist auch ein Ansporn dafür, mit aller Energie das Werk wieder aufzubauen – auch in meiner Verantwortung als Verwalter dieses Kulturgutes.

Einen ganz großen Dank möchte ich jetzt an die Helfer und die Hilfsangebote der Freunde der Uhrenstube richten. Ich bin berührt über die spontane Hilfe, die mir in meiner ersten Not weiter half. Sie bedeutet für mich vor allem auch seelische Unterstützung, das Wissen in dieser Not nicht allein zu sein. Sie ist auch ein Ansporn dafür, mit aller Energie das Werk wieder aufzubauen – auch in meiner Verantwortung als Verwalter dieses Kulturgutes.

Publikationen

Mein Beitrag über die Uhrenstube Aschau in der Revue Nr. 71, Jg. 2012 der AFAHA, der Association Française des Amateurs d’Horologerie Ancienne hat auch bei der Redaktion der  Chronometrophilia, der Schweizer Gesellschaft großen Anklang gefunden. So durfte ich dieses Jahr im Bulletin Nr. 74, Winter 2013 dieser Gesellschaft und aktuell zum zehnjährigen Jubiläum, einen größeren Beitrag über die Uhrenstube schreiben. Dieser schön gelungene Beitrag hat mir insofern große Freude bereitet, da ich damit auch den Schweizer Freunden alter Uhren die Uhrenstube Aschau und ihre Bedeutung als Museum näher bringen konnte.

Neuerwerbungen des Museums

Hausuhr mit Holzräderwerk, M. 17. Jh., Hall in Tirol

 

Ende April 2013 konnte ich auf der Antikuhrenmesse in Eisenbach im Schwarzwald, eine kleine Hausuhr mit Holzräderwerk und Schlagwerk für die volle Stunde aus der Mitte des 17. Jahrhunderts erwerben.

Ein Gleichstück dieser Uhr, eine Konsoluhr mit Weckerwerk kann man in der Sammlung Ehrensberger im Augustinermuseum in Freiburg im Breisgau sehen. Auch diese Uhr ist in das 17. Jahrhundert datiert und stammt aus Hall in Tirol.

Die gemeinsamen konstruktiven und  formalen  Merkmale  dieser  Uhren und  die handwerkliche Ausführung  beider Uhren weisen eindeutig auf eine Entstehung in derselben Werkstatt hin.

 

Kleine gotische Turmuhr, Anfang 16. Jh. Oberösterreich, Donauraum

Eine kleine gotische Turmuhr aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts konnte ich dann Ende August 2013 auf der Antikuhrenmesse in Furtwangen kaufen.

Dieses kleine, eher zierliche Werk mit schlankem hohem Gestell über fast quadratischem Grundriß und den schlanken hohen Fialen mit kleinen Kreuzblumen hat ebenfalls ein Pendant, das sicher aus derselben Uhrmacherwerkstatt stammt.

Dieses Gegenstück stammt aus dem Schloß Neuhaus an der Donau und wurde um 1550 gemacht.

 

 

Medienberichte:

Artikel in www.meinbezirk.at vom Jänner 2015 von Peter Seper: Uhrenstube wieder aufgebaut