Bratenwender – Geschichtliches

Großer Federbrater, Holzschnitt um 1570

Bratenwender sind Räderwerke, die in Verbindung mit einem Bratspieß einen Braten in gleichförmig drehender Bewegung der Hitze des Feuers aussetzen. In ihrer Konstruktion gleichen sie dem Aufbau der Schlagwerke von Turmuhren und wurden daher von Turmuhrmachern, bzw. Turmuhrschmieden hergestellt. So führten die Turmuhrmacher in Nürnberg im 16. Jahrhundert keine Turmuhr, sondern einen Bratenwender in ihrem Zunftwappen.

Die früheste Erwähnung eines Bratenwenders ist in der Biographie des französischen Koches Guilaume Tirell in der Mitte des 14. Jahrhunderts zu finden. Er heißt dort „tournebroche“, was soviel wie Spießwender oder Spießdreher bedeutet. Im Inventar des Grafen Meinrad von Görz aus dem Jahr 1430 wird ein „eisinn prater“ angeführt. Um 1480 beschäftigt sich auch Leonardo da Vinci in seinem „codex atlanticus“ mit der Konstruktion von Bratenwendern.
Und 1487 erschien in Nürnberg das Kochbuch „Die Kuchenmeisterin“, auf dessen Titelblatt ein Rauchbrater zu sehen ist.Bratenwender waren damals nicht nur nützliche Geräte in den Großküchen der Adeligen, sondern vor allem im bürgerlichen Haushalt auch ein Statussymbol.

Aber bereits im 18. Jahrhundert werden auch in den Rauchküchen größerer Bauernhäuser einfach und schlicht gearbeitete Gewichtsbrater verwendet. Diese wurden meist von einem geschicken Dorfschmied, oder, wie noch einige wenige erhaltene Exemplare aus Holz zeigen, vom Drechsler hergestellt.

Holzschnitt Rauchbrater, Nürnberg 1487

Bratenwender konnten auf verschiedene Art angetrieben werden. Wie bei den frühen Räderuhren trieb bei dem Gewichtsbrater ein Gewicht mit Seil und Seilrolle das Räderwerk an, aber bereits in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts werden Federbrater mit einem Antrieb über eine Feder mit Federtrommel erwähnt. 1487 ist auf dem Titelblatt eines Nürnberger Kochbuches ein Rauchbrater zu sehen. Rauchbrater wurden, über ein Windrad im Rauchabzug, durch die Hitze der aufsteigenden Luft angetrieben. In dem 1705 erschienen Werk „Der fortgesetzte Künstler“ wird ein von einem Wasserrad angetriebener Bratenwender beschrieben. Dr. Georg Krünitz beschreibt in seinem 1775 erschienen Werk „Oeconomische Encyclopädie“ ein eher kurioses Gerät, „man hat auch abgerichtete Hunde oder Katzen, welche vermittels eines Tretrades, darinn das Thier läuft, den Braden wenden lassen„.

Der Franzose Coteau erfand 1803 einen Bratenwender mit Dampfantrieb, eine Erfindung, die bald in den Großküchen in ganz Europa Verwendung fand.In der Uhrenstube Aschau sind heute 11 Bratenwender aus der Zeit der Renaissance vom Anfang des 17. Jahrhunderts bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zu sehen. Eines dieser Werke besteht zur Gänze aus Holz. Auch hier werden einige Bratenwender während der Führungen in Bewegung gesetzt.